Mittwoch, 18. September 2013

Zila Ghaziabad (2013)

Zur Story: Im Bezirk Ghaziabad lässt Chairman Brahmpal Chaudhary (Paresh Rawal) jederzeit gerne den skrupellosen Fauji (Arshad Warsi) und dessen Männer Drecksarbeit für sich erledigen, arbeitet jedoch auch eng mit dem redlichen Dorfschullehrer Satbir (Vivek Oberoi) zusammen. Als Faujis Haus überfallen wird, fällt der Verdacht auf Satbir – und da Chaudhary Satbir für unschuldig hält, schlägt Fauji sich auf die Seite von Rashid Ali (Ravi Kishan), dem politischen Rivalen Chaudharys. In seinem Hass auf Satbir erschießt Fauji vor dessen Augen Satbirs älteren Bruder Karamvir (Chandrachur Singh). Daraufhin schwört Satbir Rache und lässt das Leben als gerechtigkeitsliebender Lehrer hinter sich. Um die nunmehr mit voller Gewalt ausbrechenden (und von den rivalisierenden politischen Parteien geförderten) Gang Wars in den Griff zu bekommen, bittet der Polizeichef von Ghaziabd um die Versetzung von Thakur Pritam Singh (Sanjay Dutt) zu ihm, dem er als einzigem zutraut, das Chaos aufzuräumen – denn Pritam Singh ist bekannt und berüchtigt für seine unorthodoxen Methoden...

Die Story hatte Potential. Ohne Zweifel. Zumal sie auf wahren Begebenheiten aus den 90er Jahren beruht und der mittlerweile verstorbene echte Thakur Pritam Singh, genannt der "Badshah of Bulandshahr", in seinem ehemaligen Wirkungsbezirk heute noch verehrt wird. Schade nur, dass die Macher ihre Chance nicht genutzt und nicht mehr aus dieser Story gemacht haben. Und das liegt nicht nur daran, dass Anand Kumar leider, leider der Versuchung nicht widerstehen konnte, die Kampfszenen mit unendlichen Zeitlupensequenzen und mehr als unglaubwürdigen Kunststücken zu würzen, durch die die Geschichte ihre Kraft völlig verliert. Sie packt einen auch einfach nicht. Gang Wars, bei denen man keinem der Beteiligten wirklich die Daumen drückt... und eine Polizei, die letzten Endes auch nicht besser ist als Gangster und korrupte Politiker... da wünscht man sich irgendwann nur noch eines: Knallt sie alle ab, ohne dass zwischendurch noch einmal Menschen in Zeitlupe durch die Luft segeln, und gut ist.

Auch die Darsteller können da nicht viel retten. Auch wenn Arshad Warsi mit seinen kholumrandeten Augen verwegen aussieht und sich mit Gusto in seiner ersten reellen Gangsterrolle ergeht; auch wenn Vivek Oberoi wacker zwischen lieb und böse hin und her tariert; auch wenn Paresh Rawal, Ravi Kishan, Sunil Grover, Ashutosh Rana, Minissha Lamba und Zarina Wahab solide Leistungen abliefern und auch wenn Sanjay Dutt seinen Auftritt als unorthodoxer Cop routiniert abspult... Nichts animiert wirklich dazu, den Film noch einmal von vorne anzusehen. Da helfen auch die gleich zwei Item-Nummern mit Geeta Basra und Shreya Sharan nicht mehr.

Wer sich den Film vor allem wegen Sanjay zulegt – schließlich prangt er auf Postern und Cover groß in der Mitte des Ensembles –, sollte übrigens vorgewarnt sein: Es dauert knapp 50 Minuten, bis überhaupt einmal von ihm die Rede ist ("Pritam Singh kommt – rennt um euer Leben, er ist wahnsinnig, er wird uns umbringen" – na toll!), und erst nach gut einer Stunde greift er wirklich in die Handlung ein. Fans werden vielleicht ihren Spaß an den speziellen Sanju-Gags haben – Thakur Pritam Singh als Madhuri-Dixit-Fan, der jedoch keinen Spaß versteht, wenn Khalnayak-Freaks sich die Haare zur Sanjay-Dutt-Vokuhila wachsen lassen –, aber wer nicht darauf aus ist, die komplette Dutt-Filmsammlung im Regal stehen zu haben, der kann sich Zila Ghaziabad sparen.

Die Bewohner Ghaziabads, die anfangs angeblich sehr angetan waren von dem Gedanken an einen Film über ihren Robin Hood Singh, sollen mit dem Ergebnis übrigens nicht sehr glücklich gewesen sein – weil der Film Ghaziabad als ein Gebiet zeichnet, wo es nur Gewalt und Mord und Totschlag gibt und wo nur korrupte und gesetzlose Menschen leben. Und man kann ihnen ihre Verschnupftheit nicht verdenken. Dass der Titelsong zu Beginn des Streifens ausgrechnet Fauji gehört, dem Blutrünstigsten von allen, der sich darin als furchtloser und mordlustiger "Held" präsentiert, ist bezeichnend. Und sagt schon in den ersten Minuten des Films alles.

Produktion: Vinod Bachchan; Regie: Anand Kumar
142 Min.; DVD: Eagle, englische UT (inkl. Songs)
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